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Reinsberg hat eine neue Hausärztin
Trotz des verhaltenen Starts am Dienstag ist Kerstin Meyer, Fachärztin für innere Medizin, davon überzeugt, dass ihre Praxis am Rathaus von Reinsberg guten Zulauf haben wird. „Ich bin gar nicht so unglücklich darüber, dass hier kein Massenandrang ist“, sagte die Spezialistin für Gefäßerkrankungen. Ihre Praxis in Freiberg, die sie zu Jahresbeginn eröffnet hatte, sei sehr gut angelaufen: „Da habe ich vom Beginn der Sprechstunde bis zum Ende zu tun und muss schon sehen, wie ich das alles organisiert bekomme.“ Darüber hinaus sei sie noch einen Tag pro Woche im Klinikum Döbeln tätig. Der erste Tag in Reinsberg sei auch zum Warmlaufen gedacht gewesen, so Meyer. Das war auch gut so, denn anfänglich haperte es mit der Datenübertragung beispielsweise vom Chipkartenleser. Das Problem konnte aber von der Computerfirma per Fernwartung schnell gelöst werden.
Die Räume am Reinsberger Rathaus waren einst von der Sparkasse Mittelsachsen genutzt worden. Nach dem Auszug des Geldinstituts hatte die Gemeinde einen Umbau zur Arztpraxis vorgenommen. Zur Finanzierung – die Rede war von Kosten in Höhe von 120.000 Euro – waren auch Fördermittel in Anspruch genommen worden. Im Juli 2021 hatte das Medizinische Versorgungszentrum Freiberg (MVZ) dann eine Außenstelle eröffnet; allerdings hatte es diese wegen personeller Engpässen seit Anfang vorigen Jahres nicht mehr besetzen können.
Der erste Patient, der sich am Dienstag in Reinsberg bei Kerstin Meyer angemeldet hat, war Janko Zimmermann. Der 24-Jährige ist in der Gemeindeverwaltung für die Bauverwaltung und die Liegenschaften zuständig. „Einen Arzt zu finden, ist wie ein Lottogewinn“, erklärte der Brand-Erbisdorfer, „und hier habe ich noch dazu einen sehr kurzen Weg von meiner Arbeitsstelle zur Praxis.“ Zimmermann hatte gemeinsam mit Gemeinderat Dr. Bernd Schottmann (Verein für gerechte Kommunalabgaben) auch dabei geholfen, Mobiliar und Computertechnik für den Neustart der Praxis zu beschaffen. Nach seinen Angaben hat die Gemeinde etwa 15.000 Euro investiert – unter anderem auch in eine Küchenzeile, den Empfangstresen und die Behandlungsliegen.
Auch Bürgermeister Markus Buschkühl (parteilos) zeigte sich am Dienstag überzeugt davon, dass das Angebot guten Zuspruch finden werde. Er habe die Wiedereröffnung der Praxis über die sozialen Medien publik gemacht und viele positive Reaktionen darauf bekommen. Er wolle auch einen Artikel im Amtsblatt veröffentlichen. Gegenwärtig seien allerdings Ferien und viele Familien verreist, so der Rathauschef, der die Ärztin mit einem Blumenstrauß und einer Flasche Sekt begrüßt hatte. „Ich bin heilfroh, dass wir nach anderthalb Jahren endlich wieder eine Hausarzt-Versorgung vor Ort haben“, betonte Buschkühl, „der Bedarf dafür ist auf jeden Fall da.“ Diese Einschätzung wird von den Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen untermauert. Demnach waren zu Jahresbeginn im Versorgungsbereich Freiberg 75 Hausarztstellen besetzt; der Versorgungsgrad hatte damit nur bei 84,5 Prozent gelegen. Dabei seien 24 Hausärzte bereits über 60 Jahre alt gewesen, hatte Jenny Rabe von der Körperschaft öffentlichen Rechts in Dresden, die sich als Dienstleister für Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten sowie Patienten im Freistaat versteht, auf Anfrage der „Freien Presse“ mitgeteilt.
Erst Ende Mai hatte die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen im Schulterschluss mit ihren Partnerorganisationen bundesweit vor einem Praxensterben bei Haus- und Fachärzten gewarnt. Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus Heckemann hatte unter anderem weniger Bürokratie, faire Finanzierung und funktionierende Digitaltechnik gefordert. Die ambulante medizinische Versorgung sei auch im Freistaat gefährdet, hieß es in dem Brandbrief.
Kerstin Meyer bietet vorerst dienstags von 14.30 bis 17 Uhr eine Sprechstunde in Reinsberg an. Eine Voranmeldung sei nicht erforderlich, aber telefonisch über ihre Freiberger Praxis unter der Telefonnummer 03731 3009424 möglich
Quelle: www.freiepresse.de/mittelsachsen/freiberg/reinsberg-hat-eine-neue-hausaerztin-artikel13434240