10.01.2020

Laudatio Angelika Johnigk und Cornelia Brosowski

zum Filmporträt

„Die Zeit heilt nicht alle Wunden, sie lehrt uns nur mit dem Unbegreiflichen zu leben.“

(Rainer Maria Rilke)

Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember stellen seit vielen Jahren Betroffene rund um die ganze Welt um 19 Uhr brennende Kerzen in ihre Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle binnen eines Tages einmal um die ganze Welt wandert.

Jedes Licht im Fenster steht für ein Kind - ein Kind, das viel zu früh von dieser Welt gehen musste, jedoch nicht vergessen ist.

Der Ursprung der Initiative Weltweites Kerzenleuchten geht auf eine Vereinigung betroffener Eltern und ihrer Angehörigen in den Vereinigten Staaten von Amerika zurück, die fortan, seit 1996, Angehörige in der ganzen Welt einladen, diesem Tag ihrer verstorbenen Kinder, Enkel und Geschwister besonders zu gedenken. So auch in Freiberg.

Hier findet darüber hinaus seit vielen Jahren an jenem zweiten Dezembersonntag im Freiberger Dom ein Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder statt. Für betroffene Eltern ist dieser Nachmittag oftmals der wichtigste Tag im Jahr.

In ehrendem Gedenken wird für jedes Kind ein Licht entzündet und auf Wunsch der Name laut vorgelesen. Dass es in Freiberg diesen bedeutenden Gottesdienst gibt, ist Ihnen zu verdanken, liebe Frau Angelika Johnigk und liebe Frau Cornelia Brosowski.

Doch Sie stehen den Betroffenen nicht nur an diesem einen Tag bei. Darüber hinaus bieten Sie hilfesuchenden verwaisten Eltern eine Anlaufstelle und empfangen sie mit offenen Armen.

Trauerbegleitung an sich ist bereits ein äußerst schwieriges Thema; im Laufe des Lebens kommt ein jeder von uns irgendwann mit Trauer in Berührung. Wir ahnen daher wie schwer das ist.

Jedoch muss es schier unerträglich und unbegreiflich sein, das eigene Kind weit vor seiner Zeit gehen lassen zu müssen. Ich blicke hochachtungsvoll auf Sie, liebe Frau Johnigk.

Sie hörten vor 17 Jahren die schmerzerfüllten Hilferufe trauernder Eltern und reagierten mit der Gründung einer Selbsthilfegruppe darauf.

Sie standen bereits als Hospizhelferin Schwerstkranken und Sterbenden sowie deren Angehörigen in der für sie schwierigen Zeit bei.

Der Umgang mit dem Thema Sterben und Trauer ist für Sie daher kein Tabuthema. Sie helfen ehrenamtlich und tun dies aus tiefstem Herzen heraus. Dafür wurden Sie 2015 bereits mit der Annenmedaille des Freistaates Sachsen ausgezeichnet.

Aktuell betreuen Sie mehr als zwanzig trauernde Eltern. Regelmäßig an jedem 1. Mittwoch treffen Sie sich abends zum miteinander Reden oder einfach nur Zuhören. Ihre Aufgabe ist es, die in der Trauer erstarrten Sinne der Betroffenen wieder anzuregen, mit dem Ziel, trotz des Verlustes, irgendwann auch wieder Freude am Leben zu zulassen.

So lernten Sie auch Cornelia Brosowski kennen, die 2005 ihr einziges Kind von einer Minute auf die andere gehen lassen musste.

Liebe Frau Brosowski, es ist umso beachtlicher, dass Sie sich diesem Ehrenamt zu wenden und anderen betroffenen Eltern in derselben Trauer beistehen, die Sie für Ihren Sohn empfinden. Sie haben den Weg zurück ins Leben geschafft – auch wenn es jetzt ein anderes Leben ist. Und Sie verspüren das tiefe Bedürfnis, diese Erfahrungen mit anderen Betroffenen zu teilen, ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, mit der Trauer umzugehen und woher sie Kraft schöpfen können.

Inzwischen haben auch Sie sich zur ehrenamtlichen Hospizhelferin qualifiziert und Sie beide unterstützen und ergänzen sich gegenseitig in Ihrer höchst sensiblen Tätigkeit.

Im Namen aller Freibergerinnen und Freiberger danke ich Ihnen für Ihr beispielloses Engagement zum Wohle unserer Stadt und Bürger.

Sven Krüger

Oberbürgermeister

 


Mittelsachsen – Freiberg mittendrin

Der Verwaltungssitz des Landkreises Mittelsachsen befindet sich in Freiberg. Für Bürger der 53 mittelsächsischen Kommunen, davon 21 Städte, ist er Ansprechpartner u.a. für KfZ-Zulassungen oder Kindergeldanträge und betreibt das Jobcenter Mittelsachsen.

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