20.01.2004

Laudatio für den Bürgerpreisträger 2003 - Dr. Günther Knauf

"Charmante Zähigkeit ist sein Erfolg"

Vor wenigen Tagen las ich den Satz: Die Freiwilligen sind der Kitt der Gesellschaft! Und tatsächlich ist das Ehrenamt in unserer älter werdenden, aber noch mobilen Bürgerschaft ein nicht zu unterschätzendes gesellschaftliches Kapital. Die freiwillig Ehrenamtlichen sind nicht nur Lückenbüßer, sondern sie bringen Initiativen und Leistungen, die im Alltag übersehen oder einfach nicht geleistet werden können. Das freiwillige Ehrenamt bietet einen Fundus an Sachkompetenz, Erfahrung und vor allem Zeit. Es braucht aber zugleich Spielräume, um sich zu entfalten und so manchmal neigt auch im Ehrenamt die Waage mehr zum Frust statt zur Lust, aber erfreulicherweise nur manchmal. Der Freiwillige macht seinen „Job“ aus ureigenstem Antrieb und lässt sich nicht so schnell entmutigen.
Ich hatte in den letzten Jahren sehr direkt die Möglichkeit, etwas davon zu erfahren, wie der zugezogene Freiberger, Dr. Günther Knauf, sich selbst und andere als ehrenamtlich tätige Bürgerschaft versteht. Wohl kaum ein gesellschaftliches Terrain blieb für ihn unbeachtet, immer auf der Suche, welche Interessen und Aufgaben gebündelt und koordiniert werden können. Er hat sich in ganz besonderer Weise Freiberg als seine jetzige Heimatstadt erarbeitet und Meriten als Macher und als Motor vielfältiger Aktivitäten erworben: als Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins, als Stadtrat der Allianz Unabhängiger Wähler und noch in manch anderem gesellschaftlichen Gremium.

1933 jenseits der heutigen deutsch-polnischen Grenze geboren, wuchs Günther Knauf in Frankfurt an der Oder auf, wo er auch die Schule besuchte und später das Abitur ablegte.
Nach dem Studium in Potsdam, das unzweifelhaft seine preußischen Spuren hinterlassen hat und auch eine Sympathie für Traditionen und Geschichte, war er zunächst in Senftenberg tätig. In dieser Zeit gab es die ersten Kontakte nach Freiberg, die für ihn als einer Wiege des Erzbergbaus damals von besonderer Bedeutung waren. Gerne folgte er deshalb 1959 dem Ruf der Bergakademie Freiberg, wo er 1964 promovierte. Heirat und Familiengründung hier in Freiberg festigten seine Bindungen an diese Stadt. Das Institut für Gaserzeugung wurde 1968 in das Deutsche Brennstoffinstitut integriert und blieb ihm in verantwortungsvollen Funktionen und als Projektverantwortlicher für hochrangige wissenschaftliche Themen berufliche Heimat. Der Bau- und Kunstgeschichte, dem Bergbau und der Heimatgeschichte sowie vielfältigen kulturellen Themen gehörte sein weiteres Interesse. Sein Organisationsgeschick für ganz unterschiedliche Aufgabenfelder war schon damals gefragt. Freundlichkeit und Offenheit und sein positiver Aktionismus sowie menschliches Mitgefühl brachten ihm einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Dieser sollte sich Jahre später zum Nutzen der Stadt als außerordentlich ergiebig erweisen.

Mit der schrittweisen Auflösung des Brennstoffinstitutes nach der Wende war er mehrere Jahre als Aquisitor tätig. Neben den beruflichen Aufgaben konnte er im Rahmen seiner mobilen Tätigkeit in ganz Deutschland seinen Blick auf die Schönheiten dieses neuen großen Landes schärfen und das besondere Kleinod: „Freiberg in Sachsen“. Die Begeisterung wuchs für das alles, was wir hier in unserer kleinen Stadt an Superlativen und international Bedeutendem aufzuweisen haben und gleichzeitig der Wille, sich dafür mehr zu engagieren. 1990 trat er u.a. dem wieder gegründetem Freiberger Altertumsverein und dem Fremdenverkehrsverein bei.
Mit der Wahl von Dr. Günther Knauf zum Vorsitzenden des Fremdenverkehrsvereins Freiberg e.V. begann für ihn ein unbezahlter Full-Time-Job, für den gesamten Vorstand eine intensive und sehr ergebnisreiche Arbeit und für den Verein eine außerordentliche Belebung der Veranstaltungstätigkeit und Geselligkeit sowie eine deutliche Erhöhung der Mitgliederzahlen. Für die Stadt Freiberg brachte es vor allem eine punktuelle Aufwertung ihrer reichen Denkmalsubstanz, eine Mobilisierung vieler Bürger für eine breite gesellschaftliche Tätigkeit und die Darstellung und Präsentation einer weltoffenen und immer schöner werdenden Stadt.
Zu den greifbaren Ergebnissen gehören die Beschilderung von 60 bedeutenden historischen Bauwerken der Freiberger Altstadt und der Wehrtürme der ehemaligen Stadtmauer, die Sanierung des Rathauskellers und die Erschließung des Petriturmes, die Sichtbarmachung der Hauptanzucht auf dem Untermarkt und deren besucherfreundliche Ausgestaltung bis hin zur Aufstellung von Bänken in der Altstadt. Immerhin eine Wertschöpfung von rund 150 000 Euro. Mit der deutschlandweiten Präsentation der Ausstellung „Freiberg in Sachsen – eine Stadt stellt sich vor“, den inzwischen acht Faltblättern „Zu Fuß durch Freiberg“ und weiteren Informationsblättern sowie einer neuen Serie „Eine Stadt und ihre Namen“ wirbt der Verein vor Ort und weit darüber hinaus für unsere Stadt. Dass dies alles nicht beschaulicher Vereinsarbeit zu danken ist, sondern mit viel Engagement und Arbeit für den gesamten Verein, aber vor allem für seinen Vorsitzenden verbunden war, ist leicht nachvollziehbar.
Dr. Knauf gehört zu den Menschen, die hartnäckig ein Ziel verfolgen. Seine Autorität ist nicht vordergründig, sondern selbstverständlich, gepaart von Kameradschaft – ja Freundschaft – über Parteigrenzen, Weltanschauungen und den Streit von Gestern hinweg. Er hat die Fähigkeit Menschen zu begeistern, zueinander zu führen und zum gemeinsamen Handeln zu bewegen. Wohl kein Freund oder ehemaliger Kollege mit dem er in den letzten Jahren ins Gespräch kam, der nicht angeregt wurde bei Irgendetwas mitzumachen. Gut für diesen, der oft im Frührentnerloch eine neue Aufgabe fand, und gut für den Verein und für Freiberg. Seine charmante Zähigkeit wird gleichermaßen gefürchtet und gerühmt, ob der Erfolgsbilanz. 91 Mitglieder zählt der Verein und 43 Firmen der Region fühlen sich diesem verbunden. Die Familie musste oftmals zurückstecken. Kurzerhand wurde mit den Enkeln die Kindergruppe des Vereins gestärkt. . Beharrlichkeit, aber auch Kooperationsbereitschaft, Toleranz und Geradlinigkeit, sind auch für sein Wirken als Stadtrat kennzeichnend.

„Kleine Stadt ganz groß“ könnte das Motto lauten, dem er sich verschrieben hat. Er hat gemeinsam mit dem Verein noch viele Ideen, die verwirklicht werden wollen. Der Freude über die geplante Verleihung des Bürgerpreises an ihn, schloss sich nahtlos der Gedanke zur Verwendung des Preises an. Er stiftet ihn für ein Anliegen, das ihm schon längere Zeit am Herzen liegt: Der Restaurierung eines weiteren Fürstenbildes aus der umfangreichen Gemäldesammlung der Wettiner, die noch in Freiberger Depots auf das Licht der Öffentlichkeit warten.

Im Namen der Freiberger Bürger möchte ich Ihnen, lieber Herr Dr. Knauf, Dank sagen für Ihr engagiertes Wirken zum Wohle der Stadt, ihrer Bürger und ihrer Gäste, für Ihr immerwährendes Bemühen um positive Veränderungen, ihre Liebe zur Sache, die unermüdliche Tatkraft und den Optimismus, den Sie an andere weiterreichen. Wir wissen, dass manche Kraftanstrengung erforderlich war, dass manch anderer Wunsch in den Hintergrund trat. Die Ergebnisse Ihres und des gemeinsamen langjährigen Wirkens für Freiberg sind für jedermann sichtbar. Dafür werden Sie heute mit der Verleihung des Bürgerpreises geehrt.
Herzlichen Glückwunsch, Gesundheit und alles Gute für Sie und Ihre Familie.

Magdalena Czolbe,
Geschäftsführerin der Silbermanngesellschaft
hielt die Laudatio für den Bürgerpreisträger 2003: Dr. Günther Knauf

 


Mittelsachsen – Freiberg mittendrin

Der Verwaltungssitz des Landkreises Mittelsachsen befindet sich in Freiberg. Für Bürger der 53 mittelsächsischen Kommunen, davon 21 Städte, ist er Ansprechpartner u.a. für KfZ-Zulassungen oder Kindergeldanträge und betreibt das Jobcenter Mittelsachsen.

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