20.01.2005

Laudatio für den Bürgerpreisträger 2004 – Dieter Schräber

„Es gibt wohl kaum etwas, was er nicht kann“

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Dr. Rensch, sehr geehrte Mitglieder des Stadtrates der altehrwürdigen Bergstadt Freiberg, Vertreter von Handwerk, Gewerbe, Vereinen und der Geistlichkeit, meine sehr verehrten Damen und Herren.

Als mich im vergangenen Dezember Heimatfreund Dr. Steffen Wagner in seiner Funktion als 2.Vorsitzender des Erzgebirgszweigvereins Freiberg anrief und mich bat, die heutige Laudatio zur Verleihung des Bürgerpreises der Stadt Freiberg an Herrn Dieter Schräber zu übernehmen, habe ich ohne darüber nachzudenken spontan „Ja“ gesagt. Natürlich kamen in mir im Nachhinein Fragen auf, wie zum Beispiel: Was hat dich nur geritten sofort zuzusagen. Wolltest du nicht wieder einmal ausschlafen? Die Antwort fand ich recht schnell, da ich mir sagen musste, dass es die Achtung vor der Leistung von Dieter Schräber ist, die mich in meiner spontanen Entscheidung regelrecht beflügelte. Was ist es aber, was Dieter Schräber so einzigartig, so vorbildhaft in meinen Augen erscheinen lässt. Da ist zum einen die Feststellung, dass es wohl kaum etwas gibt, was er nicht kann. Er zeichnet, er komponiert, er forscht, er schreibt, er setzt sich ein und setzt sich durch, er schafft kulturelle Höhepunkte, versteht es andere mitzureißen. Er verfügt also über die vielfältigsten Fähigkeiten und Fertigkeiten, die er gezielt für das Gemeinwohl seiner Heimatstadt, seiner Heimatregion, sein Erzgebirge einsetzt. Und dann ist es eine Eigenschaft, die ich an ihn bewundere: Ein Ja ist ein Ja und ein Nein ist ein Nein. Ein Jein gibt es in seinem Sprachgebrauch nicht. Damit verbunden ist ein hoher Qualitätsanspruch an die eigene Arbeit. Das ist nicht selbstverständlich. Das ist es, was ihn in der Gesamtheit in meinen Augen so herausragend erscheinen lässt. Und nun begann ich gezielt mich noch gründlicher über Dieter Schräber zu informieren, nachzulesen, was er zu Papier gebracht und was er auf den Weg gebracht hat.

Dabei fiel mir sofort auf, dass er seit Jahren zum Beispiel Wanderungen zum „Tag des offenen Denkmals“ hier in Freiberg mit organisiert und durchführt und für diese Wanderungen akribisch wissenschaftlich fundierte Broschüren erstellt, wie zum Beispiel „Die Anlagen der Oberen Churprinzer Wasserversorgung im Waltersbachtal bei Freiberg und ihr Einfluss auf das Landschaftsbild“ aus dem Jahre 1999, dann „Das Muldetal bei Halsbach –ein industrielles Zentrum am Ende des 16.Jahrhunderts“ für das Jahr 2000. Im Jahr 2001 untersuchte er „Das Münzbachtal zwischen dem Berthelsdorfer Hüttenteich und der Stadt Freiberg“, 2002 Loßnitz(bei Freiberg) – Sachzeugen der Ortsgeschichte und des Montanwesens, eine Überarbeitung seiner Broschüre aus dem Jahre 2001 über das Münzbachtal war nun Anliegen für 2003 und 2004 befasste sich sein Beitrag zur Heimatgeschichte mit dem Thema: „Das Bergbaugebiet von Zug und der Hohe Birke Kunstgraben – Denkmale des sächsischen Montanwesens.“ Können wir wirklich erahnen, welcher Zeitaufwand notwendig war, um dies zu bewerkstelligen? Veröffentlichungen in der Vereinzeitschrift des Erzgebirgsvereins „Glückauf“ und im „Wochenspiegel“ sind ein weiteres beredtes Zeugnis für sein unermüdliches Schaffen. Dabei lässt sich Dieter Schräber immer wieder von dem Gedanken leiten, dass unsere gegenwärtige Entwicklung nur dann erfolgreich sein kann, wenn diese auf einem gesunden Fundament ruht. Und das Fundament wird nur dann wirklich tragfähig sein können, wenn wir unsere Vergangenheit begreifen. So schreibt Johann Wolfgang Goethe zum Beispiel in seinen Xenien
„Nichts ist zarter als die Vergangenheit.

Rühre sie an wie ein glühend Eisen;

denn sie wird dir sogleich beweisen,

du lebest auch in heißer Zeit!“

Herausragende Leistungen vollbrachte Heimatfreund Dieter Schräber bei der Verwirklichung der Satzungsziele des Erzgebirgsvereins. So klingt es fast schon als selbstverständlich, dass er sich seit 1990 dafür engagiert und seit 1993 1. Vorsitzender des hiesigen Zweigvereins ist. Außerdem gehört er seit 2001 dem Gesamtvorstand des Erzgebirgsvereins an und betreut als Fachwart den Bereich Umwelt und Natur. In dieser Funktion formulierte er wissenschaftlich fundierte Stellungnahmen des Erzgebirgsvereins über die Nichtrealisierbarkeit der Errichtung eines atomaren Endlagers im Erzgebirge. Seine beruflichen Erfahrungen – er ist Dipl.-Ing. für Geologie – gepaart mit seiner Liebe zu unserer Heimat ließen ihn dabei zu Höchstform auflaufen. Die stotterhaft wirkenden Antworten aus dem Bundesumweltministerium, die fast schon wie eine Entschuldigung klingen, belegen eindeutig, dass sich sein Einsatz gelohnt hatte.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist eine Einmaligkeit deutscher Geschichte, dass es für wenige Monate zwei Erzgebirgsvereine in Deutschland gab. So den Erzgebirgsverein, Sitz Frankfurt/Main und den Erzgebirgsverein, Sitz Schneeberg. Mit der Liquidierung des westdeutschen Vereins und den Anschluss der dortigen Zweigvereine an unseren Erzgebirgsverein wurde dieses Problem behoben. Allerdings haben wir damit im Kleinen das Zusammenwachsen von Ost und West hautnah erfahren. Dabei bildeten die unterschiedlichen Lebenserfahrungen in Ost und West wohl die bedeutendste Rolle. Mit der Erstellung der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des EZV Freiberg ist es Dieter Schräber und seinen Mitstreitern erstmals gelungen, den Nachweis zu erbringen, dass auch in der Zeit des Verbotes des Erzgebirgsvereins im Erzgebirge wirkliche Heimatarbeit im Sinne unseres Vereins geleistet wurde. Folgerichtig gehörte Dieter Schräber nun auch zu den drei Autoren, die die Chronik des Erzgebirgsvereins anlässlich seines 125. Gründungsjubiläums im Jahre 2003 erarbeiten. Der Auftrag dazu lautete, eine Chronik zu verfassen, die alle Zeiten des Vereins seit 1878 beleuchtet und so verfasst ist, dass sich jeder wieder findet, egal ob er im oder außerhalb des Erzgebirges lebte. Schließlich ging es darum, dass Heimarbeit im Erzgebirge vor 1989 eine gleiche Würdigung erfahren musste, wie die Heimatarbeit im anderen Teil Deutschlands. Wenn dieser Anspruch verwirklicht werden konnte, dann verdanken wir dies im hohen Maße Dieter Schräber. Er hat damit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für die innere Einheit unseres Vereins und damit auch unseres Vaterlandes geleistet.

Dieter Schräber gehört zu den Menschen, die ihre Liebe zur Heimat sehr gefühlsbetont verarbeiten müssen. Das zeigt sich besonders in seinem musikalischen Schaffen. Sowohl seine Liedkompositionen als auch seine Orgel und Klavierwerke geben darüber Auskunft, dass die bergmännischen Traditionen eine wichtige Rolle für ihn spielen. Dass er diese Fähigkeiten zur kulturellen Bereicherung des Vereinslebens und der Betreuung von Touristen seiner Heimatstadt Freiberg nutzt, wird mancher Besucher der „Alten Elisabeth“ bestätigen können. Dieter Schräber weiß, dass man Traditionen am besten bewahrt, wenn man sie ständig weiter entwickelt und weiter gibt. Dann bleiben sie lebendig und können jungen Menschen helfen, die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Diesen Part leistet Dieter Schräber als „Patenonkel“ der Grundschule „Georg Agricola“ mit seinen heimat-, naturkundlichen oder stadthistorischen Wanderungen, mit der Gestaltung von Unterrichtsstunden in „Heimatkunde“, der Erarbeitung von Unterrichtsmaterial zur Geschichte und zur Natur von Loßnitz und der Vermittlung von erzgebirgischem Liedgut und Mundart an die Schüler.

Nicht unerwähnt bleiben sollen seine Aktivitäten als Mitglied der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft. Seine fachlich fundierten Vorträge zur Bergbaugeschichte oder zur Wasserwirtschaft bereichern nicht nur das Knappschaftsleben.

Sehr geehrte Damen und Herren, noch Manches wäre erwähnenswert, so zum Beispiel dass das Bergmusikkorps bergmännische Musik von Dieter Schräber spielt oder sein Beitrag zur Aktion „Freiberg im Blumenschmuck“ u.v.a. mehr. Doch lassen Sie mich einen Dank an seine Mitstreiter in den Vereinen, an seine Familie, seine Ehefrau, den drei Söhnen mit ihren Frauen und den sieben Enkeln äußern, die seine Arbeit im Ehrenamt tatkräftig unterstützen und seine Enkel sehr frühzeitig gelernt haben, dass Opas Arbeitszimmer „Sperrgebiet“ ist, wie er es selbst einmal liebevoll formulierte und lassen Sie mich abschließend bei den Verantwortungsträgern von Freiberg bedanken, die mit Ihrer Entscheidung, Dieter Schräber diese hohe Auszeichnung zuteil werden lassen, einen Menschen ehren, der getreu dem Leitspruch von Anton Günther sein Leben organisiert: „Aafach un racht, grod aus und net schlacht, dor Haamit un in Volk trei, e su will ich sei.“ Glück auf!

Wolfgang Kraus
1. Bundesvorsitzender Erzgebirgsverein e.V.
hielt die Laudatio für den Bürgerpreisträger 2004: Dieter Schräber

 


Mittelsachsen – Freiberg mittendrin

Der Verwaltungssitz des Landkreises Mittelsachsen befindet sich in Freiberg. Für Bürger der 53 mittelsächsischen Kommunen, davon 21 Städte, ist er Ansprechpartner u.a. für KfZ-Zulassungen oder Kindergeldanträge und betreibt das Jobcenter Mittelsachsen.

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