11.06.2020 | Pressemitteilung

Stadt und Ohain-Schüler gedenken Arbeiteraufstand von 1953

Neuntklässler schreiben fiktive Briefe an Opfer des Aufstandes - Gedenkveranstaltung am 17. Juni auf Donatsfriedhof

Mit einer Gedenkveranstaltung am 17. Juni um 10 Uhr gedenkt Oberbürgermeister Sven Krüger gemeinsam mit Jugendlichen der Klassenstufe 9 der Oberschule „Gottfried Pabst von Ohain“ den Opfern des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953 am Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus, Donatsfriedhof.
Zu Streiks, Demonstrationen und Protesten versammelten sich um den 17. Juni 1953 hunderte Arbeiter, um gegen die wirtschaftliche und politische Situation in der DDR zu protestieren. Fast 50 Personen wurden getötet, als der Konflikt durch die Sowjetarmee gewaltsam niedergeschlagen wurde. Jährlich gedenkt die Universitätsstadt Freiberg den Opfern des Aufstandes.

In Vorbereitung auf den Gedenktag schlüpften die Schüler der Ohain-Schule in die Rolle der Arbeiter von damals, erdachten sich Tagebucheinträge vom 17. Juni 1953 oder schrieben Briefe an die Opfer – so auch Oliver Jacob. Er schrieb an Alfred Diener (geb. 1. Februar 1927, gest. 18. Juni 1953), einen Schlosser, der mit einer Gruppe von Arbeitern am 17. Juni 1953 die Kreisleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutsch­lands (SED) in Jena erstürmte, infolgedessen von der Sowjetarmee verhaftet und einen Tag später zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Am 19. Juni 1953 hatte seine Hochzeit stattfinden sollen:

Lieber Alfred Diener,
ich bin Oliver Jacob und 16 Jahre alt. Für das Fach Geschichte soll ich dir einen Brief schreiben, obwohl du schon fast 70 Jahre tot bist. Leider konntest du es nicht miterleben, aber Deutschland ist ein gerechter und freier Staat geworden und Walter Ulbricht ist nicht mehr an der Macht. Nach deinem Tod hat sich noch vieles in Deutschland ver/geändert, z.B. hat man 1961 angefangen eine Mauer zwischen Ost- und West-Berlin zu bauen. Danach hat sich die Lage, viele Jahre, weiterhin verschärft. Nach mehreren „Montagsdemos“ im Oktober und November 1989 wurde die Grenze zwischen West- und Ost-Berlin wieder geöffnet. Dies geschah am 9. November 1989. Man nennt es auch den Mauerfall. Seitdem hat sich so ziemlich alles verbessert.
Aber zurück zum 17.06.1953. Es sind rund 50 Menschen gestorben und über 10.000 wurden verhaftet. Leider hatte dieser Tag keinen Einfluss auf die Regierung und deshalb wurde er auch der „vergessene Aufstand“ genannt. Du bist jedoch nicht ganz so vergessen, denn man hat in Jena eine Straße nach dir benannt und du hast deinen eigenen Wikipedia-Eintrag (einen Artikel, in dem man über dich lesen kann). Ich bedaure, dass ich nicht weiß, wie es deiner Verlobten ging, nachdem du gestorben bist, aber sie war bestimmt sehr traurig (du kann dich ja vielleicht mal mit ihr unterhalten, denn sie ist wahrscheinlich auch oben im Himmel). Ich hoffe es geht dir gut da oben.
Liebe Grüße, Oliver Jacob

Auf Initiative des Oberbürgermeisters übernehmen ab diesem Jahr die Oberschulen „Clemens Winkler“, „Gottfried Pabst von Ohain“ und „Clara Zetkin“ die Patenschaft für einen Gedenktag. Im Klassenverband sollen sich die Jugendlichen den geschichtlichen Hintergrund erarbeiten und ihre Ergebnisse zur städtischen Gedenkveranstaltung präsentieren. Oberbürgermeister Krüger möchte durch das Projekt mehr Jugendliche für die Geschichte begeistern: „Oft werden Gedenkveranstaltung heute nur noch von öffentlichen Einrichtungen und Opferverbänden organisiert und leider auch stark von politischen Vereinigungen benutzt. Unser Projekt ist für mich ein wichtiger Bestandteil, um die Schüler in die Erinnerungskultur einzubeziehen und deren Demokratieverständnis zu schärfen.“
Anlässlich des Mauerbaus am 13. August 1961 bereitet sich schon jetzt Schüler der Oberschule „Clemens Winkler“ auf die Gedenkveranstaltung im August vor. Die Neuntklässler planen im Juni Interviews mit Zeitzeugen durchzuführen. Für das Gedenken an den Bombenabwurf über Freiberg am 7. Oktober 1944 hat die Oberschule „Clara Zetkin“ die Patenschaft übernommen.

 


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