Arbeiteraufstand

Erinnerungen an den Arbeiteraufstand

Streik, Panzer, Kontrollen – der 17. Juni vor 70 Jahren in Freiberg

Jugendliche vertonen Zeitzeugenberichte von ehemals Gleichaltrigen

70 Jahre nach dem Arbeiteraufstand geben neue Zeitzeugenberichte einen Einblick in das Freiberg an den Tagen rund um den 17. Juni 1953, als in hunderten Orten der Deutschen Demokratischen Republik Menschen die Arbeit niederlegten.

Schülerinnen und Schüler der Oberschule „Gottfried Pabst von Ohain“ sprachen die Erinnerungen der damals fast gleichaltrigen Freibergerinnen und Freiberger vor der Kamera ein. Zu einem etwa fünfminütigen Video zusammengeschnitten, können diese ganz persönlichen Rückblicke auf die Silberstadt vor 70 Jahren ab 16. Juni hier angeschaut werden.  

Zum 70. Jahrestages des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953 bat Oberbürgermeister Sven Krüger Streikende und Beobachter von damals sich bei der Stadtverwaltung zu melden, um ihre Geschichten für folgende Generationen festzuhalten und zum Gedenktag daran zu erinnern. Zwei Frauen und zwei Männer, alle über 80 Jahre alt, haben sich daraufhin im Juni 2023 an die Stadtverwaltung gewandt.

Ihnen dankt Oberbürgermeister Sven Krüger für Ihre Offenheit: „Mein herzlicher Dank gilt den Bürgerinnen und Bürgern, die an uns herangetreten sind. Ihre Schilderungen sind für uns wertvoll, weil sie uns helfen, das Leben von damals in Freiberg nachzuvollziehen. Die Menschen, die sich in meinem Büro gemeldet haben, sind heute über 80 Jahre alt und können sich noch sehr gut an die Tage ihrer Jugend rund um den 17. Juni vor 70 Jahren erinnern. Auch, wenn die Schilderungen ganz unterschiedlich sind, ist allen zu entnehmen, dass diese Tage von großer Unsicherheit geprägt waren“, fasst das Stadtoberhaupt die Auskünfte zusammen.  

Gedenken auf dem Donatsfriedhof: 17. Juni 2023

Gemeinsam mit der „Vereinigung der Opfer des Stalinismus“ lädt die Stadtverwaltung dazu ein am Samstag, den 17. Juni 2023 um 11 Uhr auf dem Donatsfriedhof, am Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus, den Geschehnissen vor 70 Jahren zu gedenken. Neben Bürgermeister Martin Seltmann beteiligen sich auch Neuntklässler der Oberschule „Gottfried Pabst von Ohain“ mit einem eigenen Redebeitrag an der Veranstaltung.

Was passierte am 17. Juni 1953 und danach in Freiberg und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)?

Ausnahmezustand herrschte am 17. Juni 1953 und in den Tagen danach in Freiberg: Mehr als 1000 Bauleute demonstrierten für freie Wahlen und ein vereintes Deutschland in Betrieben, wie den Bleierzgruben „Albert Funk“, der Papiermaschinenfabrik PAMA, der Hütte Muldenhütten sowie der Zellstoff- und Papierfabrik Weißenborn. 

Bauarbeiter in der Zinkhütte waren in den Streik getreten. Die streikenden Arbeiter wurden in der Folge entlassen. Der Bau wurde gestoppt und erst ein Jahr später wieder aufgenommen.

Theater, Kinos und Vergnügungsstätten mussten durch das Ausrufen des Aufnahmezustandes am 17. Juni ab 21 Uhr geschlossen werden. Auch Versammlungen waren verboten. Die Bürger waren aufgerufen das Haus nicht zu verlassen. Auch am 18. und 19. Juni 1953 wurde in Freiberg gestreikt. Der Ausnahmezustand wurde am 24. Juni wieder aufgehoben. 21 Bürger wurden verhaftet.

Insgesamt protestierten eine halbe Million Menschen in über 700 Orte rund um den 17. Juni 1953 und den Tagen danach in der DDR für freie Wahlen und ein vereintes Deutschland. Als „Aufstand des 17.Juni“ ging dieser Tag in die Geschichte ein.

Was wussten die Menschen in Freiberg von den Arbeiteraufständen in der DDR?

Durch den Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS), gesendet aus Westberlin, erfuhren die Menschen aus der DDR, wie die Arbeiteraufstände von Westberlin auf andere Orte übergriffen.

Die damalige Staatsführung der DDR verschleierte die Aufstände als ein von Westdeutschland organisierten Putsch zum Umsturz der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Nachforschungen und Zeitzeugeninterviews über die tatsächlichen Geschehnisse setzten erst nach Niedergang der DDR ein.

Was erinnert heute noch an den Arbeiteraufstand vom Juni 1953?

Durch Proklamation des Bundespräsidenten Dr. h. c. Heinrich Lübke vom 11. Juni 1963 wurde der 17. Juni zum nationalen Gedenktag.

Eine Gedenktafel in der Alfred-Lange-Straße auf dem ehemaligen SolarWorld-Gebäude (ehemals Zinkhütte) erinnert heute an die Geschehnisse um den 17. Juni 1953 in Freiberg.

Die Stadtverwaltung gedenkt jährlich am 17. Juni den Opfern des Arbeiteraufstandes und des DDR-Regimes am Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus auf dem Donatsfriedhof.

In Freiberg sehr aktiv in der Aufarbeitung des SED-Unrechts war der Verein „Forum 91“. 1992 erhielt Melanie Weber für Ihren großen Einsatz zur Hilfe der Opfer des Stalinismus den Bürgerpreis der Stadt Freiberg. Ebenfalls Siegfried Walther und Marianne Groß erhielten für Ihre Hilfe für die Opfer des Stalinismus im Jahr 2000 den Bürgerpreis der Stadt Freiberg.

Wie kam es zum Entstehen des Videos?

Zum 70. Jahrestages des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953 bat Oberbürgermeister Sven Krüger Streikende und Beobachter von damals sich bei der Stadtverwaltung zu melden, um ihre Geschichten für folgende Generationen festhalten und zum Gedenktag daran zu erinnern.

Vier Personen, alle über 80 Jahre alt, haben sich im Juni 2023 an die Stadtverwaltung gewandt, um ihre Erinnerungen an den Arbeiteraufstand 1953 in Freiberg zu teilen.

Aus den Worten der zwei Frauen (damals beide 11 Jahre) und zwei Männern (damals 18 und zirka 13 Jahre) entstand ein Video.

Schüler der Oberschule „Pabst von Ohain“ haben die Schilderungen der damals etwa gleichaltrigen Freibergerinnen und Freiberger vor der Kamera vertont. Zu einem Video zusammengeschnitten, sind diese ganz persönlichen Rückblicke auf das Freiberg vor 70 Jahren zu sehen.

Zeitzeugen können sich weiterhin melden:

Referentin des Oberbürgermeisters

Obermarkt 24
09599 Freiberg

Tel.: (03731) 273 102
E-Mail: Luisa_Rischer@freiberg.de
E-Mail: stadtverwaltung@freiberg.de-mail.de


Mittelsachsen – Freiberg mittendrin

Der Verwaltungssitz des Landkreises Mittelsachsen befindet sich in Freiberg. Für Bürger der 53 mittelsächsischen Kommunen, davon 21 Städte, ist er Ansprechpartner u.a. für KfZ-Zulassungen oder Kindergeldanträge und betreibt das Jobcenter Mittelsachsen.

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