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Sanierungspreis für Obermarkt 18
Jury votiert erneut für Gebäude in der Altstadt - Vergabe zum Tag des offenen Denkmals am 10. September
Zum 21. Mal wird zum Tag des offenen Denkmals am 10. September der Freiberger Sanierungspreis vergeben. Er geht erneut an ein Gebäude in der Freiberger Altstadt: das Wohngebäude Obermarkt 18.
Fünf Vorschläge für den zweijährlichen Sanierungspreis hatte es in diesem Jahr gegeben: darunter vier Gebäude in der Altstadt sowie eins aus der Bahnhofsvorstadt.
Neben dem Preisträgerhaus hatte die Jury auch die Objekte Annaberger Straße 11, Burgstraße 38, Kesselgasse 32 und Pfarrgasse 5 besichtigt.
„Alle Gebäude hätten den Sanierungspreis verdient“, lobt Bürgermeister Martin Seltmann, der zugleich Vorsitzender der Jury ist und diesen Preis erstmals vergeben wird. „Die denkmalgerechte Sanierung bedeutet für die Bauherren immer einen großen Kraftaufwand. Es ist wunderbar, wie viele Freiberger sich solchen Vorhaben stellen und unsere Stadt damit immer schöner und wertvoller machen.“
Mit der Sanierung des Gebäudes Obermarkt 18 haben die Bauherren Claudia Koschtial und Prof. Carsten Felden eins der bedeutendsten Bürgerhäuser der Stadt Freiberg einschließlich des historischen Hofanbaues erhalten und für Wohnzwecke nutzbar gemacht. „Sehr gelungen sind hier auch die modernen Ergänzungen wie die hofseitigen Balkone, die sich problemlos in die insgesamt sehr gelungene Sanierung einfügen.“
Das Renaissancehaus Obermarkt 18 wurde 1543 durch den Bergmeister, Stadtrichter und Ratsherrn Hans Löser errichtet, der bereits dazu schon ältere Bauteile mit einbezogen hatte.
Bis heute zeichnet es sich durch seine noch profilierten Fenstergewände und ein spätgotisches Relief mit einer Gottvaterdarstellung aus. Im Inneren sind Ausstattungstücke aus der Spätgotik bis in den Barock erhalten, wie u. a. Decken, Portale und Konsolen. Zum Haupthaus gehört zudem ein Hofanbau aus der Renaissance.
Mit dem Sanierungspreis honoriert die Stadt aller zwei Jahre öffentlich das Engagement von Bauherren. Die Satzung zur Vergabe des Freiberger Sanierungspreises ist dafür Grundlage. Hier sind die Bewertungskriterien festgeschrieben: Art und Weise sowie Umfang der Bewahrung der Altbausubstanz, die Qualität der architektonischen und städtebaulichen Gestaltung, die Übereinstimmung zwischen vorgesehener Nutzung und Gebäudesubstanz.
Ausgelobt wird der seit 1999 vergebene Preis, der mit 1.500 Euro dotiert ist, durch die Deutsche Bank AG, Filiale Freiberg und die Stadt Freiberg.
Vergeben wird der 21. Freiberger Sanierungspreis
wie stets zum Tag des offenen Denkmals (Programm unter www.freiberg.de/denkmal):
am Sonntag, 10. September, 14 Uhr.
Der seit 2016 zweijährlich, jeweils im Wechsel mit dem Architekturpreis vergebene Preis bleibt nunmehr zum 19. Mal in der Freiberger Altstadt.
Weitere 2023 nominierte Gebäude
Annaberger Straße 11
Das Gebäudeensemble Annaberger Straße 11, das ehemaliges Stadtgut, wurde auch als Gemeindevorwerk, Kämmereivorwerk, Ratsviehhof, Ratsscheune und seit 1835 als Tzschöckels Gut bezeichnet. Die Geschichte dieses Großgutes reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Die heutigen Gebäude stammen zumeist aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Der Denkmalwert des Gutes resultiert aus der bauhistorischen sowie orts- und stadtentwicklungsgeschichtlichen Bedeutung. Der ehemalige Ratshof ist das letzte fast vollständig erhaltene Vorwerk in der Nähe von Freiberg. Diese schon seit dem hohen Mittelalter im Umfeld der Bergstadt entstandenen landwirtschaftlichen Großgüter waren für die Versorgung der Stadt notwendig. Durch die denkmalgerechte Sanierung und neue Nutzung des Ratshofes für Gewerbe und Wohnen ist es gelungen, dieses historische Vorwerk zu erhalten.
Burgstraße 38
Das Eckgebäude Burgstraße 38 wurde 1537 errichtet. Wenige Jahre später 1553 baute man den Zwischenbau zum heutigen Haus Moritzstraße 2. Das Haus stand lange Zeit leer und verfiel. Eine versuchte Sanierung scheiterte und führte zum Abbruch des historischen Dachwerkes. Wasserschäden bedingten eine dramatische Verschlechterung des Bauzustandes. Deshalb bedeutete die in den letzten Jahren durchgeführte Sanierung die Rettung des noch in Teilen vorhandenen Renaissancehauses und die Beseitigung eines städtebaulichen Missstandes. Da es sich um ein Eckgebäude handelt, gestaltete sich die Sanierung besonders schwierig. Hervorzuheben ist die Einbeziehung der verbliebenen Renaissanceausstattung wie Portalen und Konsolen in die modern ausgeführten Wohnungen.
Kesselgasse 32
Das Wohnhaus Kesselgasse 32 wurde zusammen mit seinem Nachbarhaus Kesselgasse 30 im Jahre 1669 errichtet. Es gehört damit zu den wenigen Bauwerken, die kurz nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges in der Bergstadt gebaut wurden. Durch seinen Standort im Bereich des Hauptstollngang stehenden und in der Münzbachaue traten immer wieder Senkungs- und Wasserschäden am Haus auf. Auch während der Sanierung des Gebäudes ereignete sich ein Bergschaden, der zu einer längeren Bauverzögerung und zu Mehrkosten führte. Trotz zahlreicher, teilweise tiefgehender Umbauten in den letzten zwei Jahrhunderten, die wiederum zu Bauschäden führten, hatten sich Teile der ursprünglichen Ausstattung wie zwei bemalte Decken und eine ebenfalls bemalte Bretterwand erhalten. Sie wurden im Zuge der Sanierung restauriert. Den Bauherren ist es gelungen, das marode Haus denkmalgerecht zu sanieren und die historischen Ausstattungstücke einzubeziehen.
Pfarrgasse 5
Das sehr kleine Haus Pfarrgasse 5 war eines der letzten Wohnhäuser in der Pfarrgasse, das noch nicht saniert worden war. Dies hing mit seiner geringen Größe und seinem sehr schlechten Bauzustand zusammen. Das Haus wurde in den letzten Jahren denkmalgerecht saniert und 2022 fertiggestellt. Das zweigeschossige Gebäude ist 1527/30 errichtet worden. Von der spätgotischen Bausubstanz hat sich – abgesehen von Mauerwerk – lediglich ein später vereinfachtes Portal mit sich durchschneidenden Rundstäben mit begleitendem Grat erhalten. Das Haus ist ein typisches Anwesen der ärmeren Stadtbevölkerung Freibergs aus dem 16. Jahrhundert. Es wurde im Zuge der Sanierung mit einer modernen Hoffassade versehen und dient heute als Wohnhaus. Besonders hervorzuheben ist die mit viel Liebe zum Detail ausgeführte Innenraumgestaltung.
Bisherige Preisträger
1999 Tobias Neubert für sein Bürgerhaus Pfarrgasse 20
2000 Claus-Dieter Haupt für sein Bürgerhaus Pfarrgasse 22
2001 Petra Bergmann Welp für ihr Bürgerhaus Wasserturmstraße 34
2002 Eigentümergemeinschaft für die Kreuzgasse 7
2003 Eva-Maria und Lothar Pirl für ihr Wohnhaus Petriplatz 9
2004 Chemnitzer Verlag und Druck GmbH&Co.KG Obermarkt 11/12 und Kirchgässchen 1
2005 Rüdiger Grimm für sein Wohnhaus Donatsgasse 13
2006 Matthias Schulz für sein Wohnhaus Moritzstraße 20
2007 Heiko Dietrich für sein Wohnhaus Domgasse 1/3
2008 Beteiligungsgesell. GmbH und Co.KG für die Lessingstraße 53 (ehemaliges Hospitalgut)
2009 Hans-Dieter Lutz und Magdalena Lutz-Hensel für ihr Bürgerhaus Pfarrgasse 33
2010 Kirchgasse 1/3 (ehem. kath. Kirche)
2011 Wohnanlage Chemnitzer Straße 47-57: Perry Palm aus Oederan für das Wohngebäude Chemnitzer Straße 47 und Ivan Ivanov aus Chemnitz für die Wohngebäude Chemnitzer Straße 49-57
2012 Beteiligungsgesellschaft Thielestr. 5 GmbH & Co.KG für das Wohnhaus Thielestraße 5
2013 Katrin und Gerhard Noack für Am Marstall 4
2014 Jannette Scherf und Jörg Oelsner für die Weingasse 17
2015 Martina Straßburger für das Wohnhaus Hornstraße 10A
2017 Diana Mader-Schumann und Janek Schumann für das Wohnhaus Untergasse 4
2018 Architekturpreis
2019 Bauherr Volkmar Zimmermann für sein Gebäude Mönchsstraße 1, das seit seiner Sanierung das Hotel Freyhof
2020 Architekturpreis
2021 Franziska und Christian Borrmann für ihr Bürgerhaus Pfarrgasse 37, den ältesten Profanbau Freibergs
2022 Architekturpreis