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Schalom-Ausstellung: Wie jüdische Zwangsarbeiterinnen das Kriegsende in Freiberg erlebten
Stadtbibliothek zeigt Schau im Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
„Wenn nicht ein Wunder geschieht, halten wir es nicht aus“: unter diesem Titel zeigt eine Ausstellung in der Freiberger Stadtbibliothek, wie jüdische Frauen und Mädchen das Kriegsende und die Befreiung erlebten. Die Schau, die bereits 2020 in der Petrikirche gezeigt wurde, ist bis 27. Oktober kostenlos zu den Öffnungszeiten der Bibliothek im Kornhaus zu sehen. Die Ausstellung wurde vom Verein Freiberger Zeitzeugnis e.V. und dessen Ehrenvorsitzendem Michael Düsing, der im vergangenen November verstorben ist, angeregt.
Die Schau kombiniert Grafiken und Collagen der jüdisch-stämmigen Rechtsanwältin und Künstlerin Jana Zimmer. Die US-Amerikanerin verarbeitet in ihren Werken das identitätsprägende Schicksal ihrer Familie: Zimmers Mutter war unter den jüdischen Frauen, die in den Fabrikhallen des ehemaligen Freiberger Porzellanwerkes, heute das Landratsamt, Teile für die Flugzeugfirma Arado montieren mussten. 1944 wurde sie von Auschwitz nach Freiberg verlegt, das sie 1945 in Richtung Mauthausen verlassen musste. Dort erlebte sie die Befreiung. Zimmers Halbschwester überstand den Holocaust wie viele andere Familienmitglieder nicht. Sie war in Theresienstadt inhaftiert und kam in Auschwitz ums Leben. Eingebettet ist die Dokumentation in Informationen zum historischen Kontext der letzten Kriegstage.
Von 1944 bis 1945 bestand in Freiberg ein Außenlager des KZ Flossenbürg, in dem 1000 inhaftierte jüdische Frauen für die deutsche Rüstungsproduktion zur Arbeit gezwungen wurden. Nur wenigen Menschen ist bis heute bekannt, dass auch die beschauliche Bergstadt Schauplatz menschenverachtender Verbrechen während des zweiten Weltkrieges war. Bis um das Jahr 2000 der Freiberger Geschichtsforscher und Bürgerpreisträger Dr. Michael Düsing etwas Licht in das Dunkel dieses historischen Kapitels brachte.
Die Ausstellung kann in den Räumen der Stadtbibliothek dienstags, donnerstags und freitags von 10 Uhr bis 18 Uhr sowie samstags von 10 Uhr bis 13 Uhr besichtigt werden.
Die Veranstaltung ist ein Beitrag zum bundesweiten Festjahr #2021JLID „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, welches auch in Freiberg mit einem facettenreichen Programm begangen wird. Das Programm wird gefördert durch #2021 JLID – Jüdisches Leben in Deutschland e. V. – aus Mitteln des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat.