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Schalom-Jahr 2021-2022

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland - 321 bis 2021

2021 leben Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Unter dem Namen #2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland werden bundesweit rund tausend Veranstaltungen ausgerichtet. Darunter Konzerte, Ausstellungen, Musik, ein Podcast, Video-Projekte, Theater, Filme u.v.m. Ziel des Festjahres ist es, jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen und dem erstarkenden Antisemitismus etwas entgegenzusetzen.

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Koordination

Kultur und Städtepartnerschaften (Sachgebiet)

Schloßplatz 6
09599 Freiberg

Tel.: 03731 273 680
E-Mail: Kultur@freiberg.de


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Freibergs Projektpartner haben gemeinsam ein facettenreiches Jahresprogramm auf die Beine gestellt.
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Ausstellung "Verwoben - 800 Jahre jüdisches Leben in Freiberg. Eine Spurensuche." in der Nikolaikirche vom 18. Juni bis 14. Juli 2021.

Der Trailer zum Schalom-Jahr Freiberg 2021-2022

Freibergs Beziehungen nach Israel

Schalom-Tage seit 1996

Schalom – der hebräische Begriff steht seit Urzeiten für die jüdische Grußformel. Er bedeutet zunächst Unversehrtheit und Heil. Mit dem Begriff ist auch Gesundheit, Sicherheit und Ruhe gemeint, vor allem Frieden.

Schalom – die bekannte Grußformal ist der Titel einer Veranstaltungsreihe, die seit 1996 in Freiberg durchgeführt wird. Damals  hatte Freiberg mit der israelischen Stadt Ness Ziona eine Städtepartnerschaft vereinbart. Seitdem fanden alle zwei Jahre die Schalomtage in Freiberg statt.

Ausstellungen unterschiedlicher Art, Konzerte sowie der Empfang von Gästen aus Freibergs israelischer Partnerstadt Ness Ziona gehörten in den vergangenen 25 Jahren ebenso zum Programm wie Projekte mit Jugendlichen aus Freiberg. Die Schalomtage waren darüber hinaus Anlass, Zeitzeugen nach Freiberg einzuladen. Holocaust-Überlebende berichteten über ihr Leben während der Zeit der Nazi-Verfolgung und in den Todesfabriken. Weiterhin wurden während der Schalomtage weitere Stolpersteine verlegt. Stolpersteine sind Zeichen des Erinnerns. Die im Gehweg vor früheren Wohnorten jüdischer Bürger eingelassenen Messingtafeln sollen an die Opfer der Zeit des Nationalsozialismus erinnern.

Anliegen der Schalomtage ist die Begegnung mit jüdischer Geschichte und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart. Somit bieten sie die Möglichkeit, Brücken zwischen den Völkern und deren Menschen zu bauen.

25 Jahre Partnerschaft Freiberg und Ness Ziona

Seit 25 Jahren sind Ness Ziona und Freiberg partnerschaftlich miteinander verbunden. Am 11. August 1996 unterzeichneten Freibergs damaliger Bürgermeister Konrad Heinze und das Stadtoberhaupt von Ness Ziona, Yossi Shvo, den Partnerschaftsvertrag.

Ness Ziona ist eine Stadt im Zentralbezirk Israels mit rund 50.000 Einwohnern. Der Name bedeutet „Zeichen nach Zion“ und ist benannt nach Jer 4,6: „Erhebt ein Feldzeichen in Richtung auf Zion hin.“

Ness Ziona ist eine moderne und aufstrebende Stadt, die eine rasante Entwicklung als Standort für High-Tech-Industrie vollzogen hat. Der Kyriat-Weizmann-Forschungspark, gegründet 1972, ist ein weltweit anerkanntes Zentrum für moderne Technologie und beherbergt mehr als 50 Unternehmen der Bio- und Gentechnologie, Medizin-, Laser- und Computertechnik. Die Stadt bietet zahlreiche Arbeitsplätze in Industrie und Forschung sowie auf dem ständig wachsenden Dienstleistungssektor.

2014 wurde der israelische Unternehmer Michael Federmann Ehrenbürger von Freiberg und  für seine Verdienste um Freiberg als Hochtechnologie-Standort geehrt. 2018 fanden Feierlichkeiten zum 135. Jahrestag der Stadtgründung und 70 Jahren israelischer Unabhängigkeit  statt. Seit April 2018 sind am „Monument der Freundschaft“ alle Partnerstädte von Ness Ziona mit einem eigenen Stein vertreten, darunter auch der Stein von Freiberg.

Geschichte: 1883 wird Ness-Ziona von dem russischen Juden Reuven Lehrer als „Moshava“ (landwirtschaftliche Siedlung) gegründet. Ness Ziona ist damit einer der ältesten Orte in Israel, die im Zusammenhang mit der jüdischen Einwanderung entstanden.  Orangenanbau und Bienenzucht waren viele Jahre lang Haupterwerbsquellen, wovon Obstkulturen rund um die Stadt noch heute zeugen.

 

 

Jüdisches Leben in Freiberg

Die ersten Juden siedelten sich im frühen 13. Jahrhundert in Freiberg an, offenbar recht bald nach den ersten Silberfunden. Die Ansiedlung befand sich vor der Stadtmauer auf dem Gebiet zwischen dem Erbischen Tor und Peterstor, wo sich heute der Rote Weg und die Lange Straße befinden. Als Angehörige einer fremden Religion war es ihnen nur erlaubt, außerhalb der Stadtmauern zu leben. Das Gebiet wurde auch „Judenberg“ genannt, eine Bezeichnung, die sich bis Ende des 18. Jahrhunderts hielt. Die jüdische Ansiedlung dürfte spätestens im 14. Jahrhundert eine durchaus beachtliche Größe erreicht haben. In alten Aufzeichnungen tauchte der Begriff „Judenschule“ auf, der vermutlich auf ein jüdisches Gebetshaus, eine Synagoge, hinweist.

Die rasche Entwicklung von Silberbergbau, Verhüttung und Vermünzung des Silbers, die Kapitalanlage mit Rohsilber in Wirtschaft, Handel und Stadtentwicklung, steigerte den Geldbedarf und bedurfte der Erfahrungen von „Münzjuden“ und jüdischen Finanziers. Die Juden in Freiberg trugen neben dem Münzgeschäft aktiv zum Bergbau und Fernhandel bei. Jüdische Handlungsreisende benutzten die alten Handelswege von Magdeburg über das Erzgebirge bis Böhmen allerdings wahrscheinlich schon Jahrhunderte zuvor. Die Juden standen unter dem Schutz des Meißner Markgrafen Heinrich des Erlauchten. Er erließ 1265 die „Judenordnung“, die die Juden in der Markgrafschaft Meißen für fast zwei Jahrhunderte privatrechtlich weitgehend mit Christen gleichstellte und ihnen einen eigenen Gerichtsstand sowie relativ freie Religionsausübung zusicherte.

14./ 15. Jahrhundert – Krise und Konflikte

Die Krise des Silberbergbaus im ausgehenden 14. Jahrhundert, Vorwürfe der „Brunnenvergiftung“ und des Verbreitens der Pest durch Juden, vor allem aber der Vormarsch christlicher Geldgeber machten Juden für Stadt und Wettiner Land entbehrlich. Mit Beginn des 15. Jahrhunderts zerbrach das bis dahin mehr oder weniger friedlich geregelte Zusammenleben von Christen und Juden in und um Freiberg. Die Konfliktlinie zwischen Christen und Juden verlief allzu häufig parallel zu der zwischen Schuldner und Gläubiger, sodass beide Konflikte sich gegenseitig verstärkten. In der Folge kam es zu  Judenverfolgungen und Pogromen. Immer wieder wurden Juden zum Sündenbock, besonders häufig in Kriegs- und Krisenzeiten.

16. Jahrhundert – 300 Jahre Aufenthaltsverbot

1589 erlässt Kurfürst Christian I. eine Bergordnung, in der Juden Beherbergung und Aufenthalt in den sächsischen Bergstädten verboten wird. Das Aufenthaltsverbot wird rund 300 Jahre strikt kontrolliert und durchgesetzt.

 

19. Jahrhundert – Freie Ansiedlung

Im Zuge der bürgerlichen Revolutionen durften sich Juden im 19. Jahrhundert wieder in sächsischen Städten ansiedeln. In Freiberg war die Ansiedlung ab 1846 wieder möglich. Freie Gewerbeausübung und völlige Niederlassungsfreiheit sowie die gleiche staatsbürgerliche Stellung von Juden und Christen wurden erst mit dem Beitritt Sachsens zum Norddeutschen Bund nach 1867 Verfassungsrecht.

Der Freiberger Rat öffnete sich der dauerhaften Niederlassung jüdischer Gewerbetreibender mit dem rasanten wirtschaftlichen Umbruch im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Die Einführung der Goldwährung im Deutschen Kaiserreich 1871 und der u.a. damit verbundene Rückgang des traditionellen Silberbergbaus machte neue Wirtschafts- und Gewerbestrukturen zwingend erforderlich.

19./ 20. Jahrhundert – Konkurrenzneid und antisemitische Hetze

Im Zuge des sogenannten „Gründerkrachs“, des Einbruchs der Finanzmärkte, kam es zur wirtschaftlichen Depression, der vor allem den Mittelstand tief verunsicherte und Unternehmen unter enormen finanziellen Druck setzte. Dies führte dazu, dass sich alte Feindbilder revitalisierten. Die in den Bereichen Gewerbe und Handel stark vertretenen Juden wurden als Konkurrenz und Bedrohung wahrgenommen. Der Antisemitismus bekam Aufwind. Die Kriegsjahre von 1914 bis 1918 wirkten hierfür noch als Verstärker. Neben Handel und Gewerbe begannen die Juden, auch in den Wissenschaften, in Kunst und Kultur und in der Verwaltung eine Rolle zu spielen. All dies führte zu latenten und offen zur Schau gestellten Feindbildern und nährte Hass und Neid.

Die Zahl der Juden in Freiberg war insgesamt gering. Sie reichte nicht aus, um eine eigene Gemeinde zu bilden. Die höchste Zahl, die in der Neuzeit erreicht wurde, waren 111 Juden im Jahr 1910.

Damals prägten viele jüdische Geschäfte das Stadtbild. Der Einkauf beim Juden wurde attraktiv. Die ausgedehnten Handelsbeziehungen der Juden sorgten für reichhaltige Warenlager, gute Qualität und preiswerte Angebote. Dennoch galt der Kauf in einem jüdischen Geschäft lange Zeit als anrüchig in der konservativen Berg- und Beamtenstadt Freiberg.

1933 bis 1945 - Judenverfolgung in Freiberg

Mit dem Machtantritt Hitlers am 30. Januar 1933 wurde der ohnehin schon schwelende Antisemitismus in Deutschland zum politischen Programm erklärt. Übergriffe und Rechtsbrüche gegen jüdische Mitbürger wurden de facto legitimiert. Wenig später untermauerte Hitler die Praxis auch juristisch. Er erließ die ersten Gesetze, welche die Juden zentraler Grundrechte beraubte.  

Bereits wenige Wochen nach der NS-Machtübernahme wurden auch in Freiberg jüdische Geschäfte boykottiert. Mit dem erlassenen „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” war die Handhabe zur Entfernung jüdischer Wissenschaftler und Angestellter der Bergakademie gegeben.

Am 9. März wurde etwa der Freiberger Theaterdirektor Viktor Otto Rueff von der SA aus dem Amt gejagt. Oberbürgermeister Dr. Hartenstein zwang ihn zu einem sofortigen Aufhebungsvertrag unter Verzicht aller Ansprüche.

 

Geschäftsinhaber wurden unter Druck gesetzt und zur Aufgabe ihrer Geschäfte gezwungen.

Beispiels sind hier der Großhandel für Schreibwaren und Spielzeug von Willy Rosenthal. Die Nazis zwangen ihn 1935 zur Aufgabe seines Geschäfts.  Die Schaufenster des Schocken-Kaufhauses wurden zum inszenierten „Judenboykott“ am 1. April 1933 von SA-Posten zerschlagen. 1938 wurde das Kaufhaus „arisiert“.

Vom Völkermord der Nazis blieb keine jüdische Familie verschont. Jene, welche entkommen konnten, verloren Angehörige, Verwandte und Bekannte. Nach Ende des Krieges blieben die meisten von ihnen in den USA, Großbritannien, oder Israel und begannen dort ein neues Leben.

 

Das Schicksalsjahr 1938

Das Jahr 1938 markierte eine Zäsur in der deutsch-jüdischen Geschichte. Innerhalb weniger Monate änderte sich die Situation der Juden in Freiberg schlagartig und endgültig. Jeden Monat gab es neue Verordnungen, welche die Entrechtung, Diskriminierung und Verfolgung der Juden massiv verschärften. Das Jahr 1938 zeigt exemplarisch, welche verheerenden Folgen Diffamierung, Ausgrenzung und Entrechtung von Minderheiten haben können. 

Im Januar 1938 ordnete der Reichserziehungsminister an, dass jüdische Schüler die Reifeprüfung nur noch an jüdischen Privatschulen ablegen durften. Folge: Die jüdischen Schüler Werner Pinkus und Manfred Wolff am Gymnasium Albertinum mussten die Schule  ohne Reifeprüfung verlassen. 

Ab April1938 durften für Juden keine Rechtsgeschäfte mehr übernommen werden. Der angesehene Freiberger Rechtsanwalt Dr. Adolf Ranfft wurde 1940 aus dem Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund und der Deutschen Rechtsfront ausgeschlossen, weil er Mandaten für Juden übernommen hatte, u.a. für den Kaufmann Max Pinkus wegen des Entzugs der Gewerbeerlaubnis durch die Stadt Freiberg. Eine weitere Verordnung sah vor, dass Juden und auch ihre nichtjüdischen Ehepartner ihre gesamten Vermögen über 5.000 RM offenlegen müssen. Den deutschlandweit angesehenen Ingenieur Dr. Werner Hofmann, früherer Direktor der Porzellanfabrik Freiberg und Ehrendoktor der Bergakademie, trieb dies in den finanziellen Ruin. Nach den Novemberpogromen 1938 ging Hofmann im März 1939 in den Tod, um seine Ehefrau zu retten.

Im Mai1938 erzwang eine Verordnung die Eintragung der früheren Zugehörigkeit zu einer jüdischen Religionsgemeinschaft in den Personenstandsbüchern. Der 1931 aus der jüdischen Gemeinde ausgetretene und in den 1930er Jahren im Dom getaufte Freiberger Unternehmer Abraham Georg Wolff wurde als Rassejude und Vaterlandsverräter gebrandmarkt.

Ebenfalls im Mai erzwang der Reichsfinanzminister, dass Firmen nur noch von arischen Lieferanten  Waren beziehen durften. Das Freiberger Schocken-Kaufhaus musste alle Lieferbeziehungen zu arischen Lieferanten kündigen.

Mit der 3. Verordnung zum Reichsbürgergesetz wurden im Juni1938 alle jüdischen Gewerbebetriebe in einem Verzeichnis erfasst, um ihre Arisierung voranzutreiben. Bereits Mitte 1938 waren jüdische Unternehmer aus dem Wirtschaftsleben in Freiberg weitestgehend  ausgeschaltet. Die veränderte Gewerbeordnung untersagte den Betrieb u.a. von Auskunfteien, Grundstückshandel und Fremdenführung durch Juden.

Eine Verordnung vom August 1938 zielte darauf ab, dass jüdische Deutsche anhand ihrer Vornamen erkennbar sind. Sie mussten ab Januar 1939 zusätzliche jüdische Vornamen führen: Israel und Sara. Im Stadtarchiv sind etliche Anträge auf Namenszusatz von Menschen zu finden, die später Opfer des Holocaust wurden.

Im September 1938 wurden deutsche Firmen veranlasst, jüdische Vertreter im Ausland zu entlassen. Der Freiberger Ingenieur Hugo Knoblauch versuchte dennoch, seinen in Prag tätigen Mitarbeiter Karel Herrmann zu schützen. Trotz großen Einsatzes konnte er nicht verhindern, dass Herrmann im März 1943 deportiert wurde.

Ab Oktober 1938 mussten alle Reisepässe deutscher Juden mit dem roten Buchstaben J für Jude versehen werden. Das erschwerte die Flucht.  Reichspropagandaminister Josef Goebbels im Juni 1939: „Nicht Gesetz ist die Parole, sondern Schikane“.

Während der Reichskristallnacht am 9. November 1938 wurden in Freiberg alle noch existierenden Geschäfte geplündert und zerstört. Bei 16 jüdischen Familien fanden Hausdurchsuchungen statt. Sechs jüdische Männer wurden verhaftet und in die Gestapo-Leitzentrale nach Dresden überstellt, u.a. der Kaufmann Kurt Günzburger. Vier jüdische Männer wurden als sogenannte Aktionsjuden direkt ins KZ Buchenwald transportiert. Einer von ihnen war der Freiberger Rolf Weinberg. Nach dem Novemberpogrom verließen die meisten noch in Freiberg verbliebenen jüdischen Bewohner die Bergstadt. Manche wählten den Freitod.

Zwangsarbeit für den Endsieg

Freiberg wurde in den letzten Kriegsmonaten zu einem der herausragenden Standorte nationalsozialistischer Weltherrschaftspläne auserwählt. Hier sollte in den umgebauten Werkhallen der stillgelegten Porzellanfabrik an der Frauensteiner Straße eine von Hitlers Wunderwaffen, der weltweit erste strahlgetriebene Jagdbomber, die Ar 234, gebaut werden. 1943 entstand hier unter dem Tarnnamen Freia GmbH ein Betriebsteil der Arado Flugzeugwerke GmbH Potsdam-Babelsberg. Die bald eroberte Luftüberlegenheit der Alliierten zwang die NS-Führung mehr und mehr dazu, Rüstungsbetriebe in Gebiete zu verlagern, die als nicht bombengefährdet erschienen. Aus diesem Grund entstand ab 1943/44 auch eine immer größere Zahl von Außenlagern. Die Freia GmbH erhielt ein Außenkommando des KZ Flossenbürg. Für Freiberg waren zivile Fremdarbeiter, auch kriegsgefangene Italiener, Flamen, Wallonen und Franzosen, aber auch der Einsatz von rund 1.000 jüdischen Häftlingsfrauen vorgesehen, die eigens dafür im KZ Auschwitz-Birkenau selektiert wurden. Die Häftlinge arbeiteten in Schichten von zwölf bis vierzehn Stunden mit einer viertelstündigen Pause. Die Ernährung war dürftig. Es gab nur eine dünne Rübensuppe, manchmal drei bis vier Kartoffeln, 250 g Brot täglich. Weil das Barackenlager am Hammerberg noch nicht fertig war, wurden die Häftlingsfrauen in den leerstehenden Fabrikhallen untergebracht.

Eine Häftlingsgruppe arbeitete im Werk II des Wehrbetriebs Max Hildebrand unmittelbar neben den Schachtanlagen des Davidschachts an der Himmelfahrtsgasse. Die Firma Max Hildebrand, vormals August Linke & Co. Optische Werke, war für ihre optischen Präzisionsinstrumente schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. Die Nachfrage nach nautischen Geräten für die deutsche Kriegsmarine, vor allem aber nach optischen Zielinstrumenten für Heer und Luftwaffe, führte in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zu einer raschen Produktionsausweitung. Im Werk II wurden unter anderem Zielvorrichtungen für die V2 montiert.

Ein weiteres Außenkommando von etwa 15 Häftlingsfrauen war von der SS zu Arbeiten im Stadtgebiet, zum Entladen von Waggons der Reichsbahn, für Transport- und Reinigungsaufgaben sowie Weihnachten 1944 zum Fällen von Weihnachtsbäumen eingesetzt. Sie mussten weißrussisch-ukrainische Hemdblusen tragen, damit sie nicht als jüdische KZ-Häftlinge in der Stadt auffielen.

Freiberg besaß Erfahrung mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern. Sie schufteten unter anderem für die Deutsche Reichsbahn, die Asbestspinnerei Küchenmeister, die Kühlerfabrik Schnell u. Co., den Landmaschinenhersteller Grumbach u. Co., die Lederfabrik Moritz Stecher oder die Wehrbetriebe Max Hildebrand und Paschke & Co..

Nach Weihnachten 1944 wurden die Frauen in das Barackenlager am Hammerberg verlegt. Die Bedingungen dort waren noch katastrophaler. Es war kalt und feucht. Am 31. März 1945 wurde das Kommando aufgelöst, die Arbeit eingestellt. Die Mädchen und Frauen wurden per Güterzug ins KZ Mauthausen deportiert. Bombenangriffe auf den Zug und Seuchen forderten zahlreiche Opfer. Anfang Mai 1945 wurden die letzten Überlebenden von amerikanischen Truppen befreit.

 

 

Stolpersteine für jüdische Familien in Freiberg

Seit 6. Juli 2007 wurden Stolpersteine  in den Straßen Freibergs verlegt. Inzwischen sind es an elf Standorten rund 25 in die Gehwegpflasterung eingelassene Steine (Stand 2020). Es gibt für alle bisher verlegten Stolpersteine persönliche Patenschaften.

Familie LewyHerren-Garderoben-Geschäft
Zu den Ersten, die in Freiberg eine neue Existenz aufbauen wollten, gehörte die aus dem hessischen Steinau kommende Familie Emanuel und Henriette Lewy. Sie wollte ein Herren-Garderoben-Geschäft etablieren. Die junge Familie mit den Kindern Albert und Frieda verließ Freiberg nach wenigen Jahren. Frieda wird – 66jährig – im Vernichtungslager Chełmno umgebracht.

Robert Keßler – Herren-Moden-Bazar
1891 löste ein Ladenbrand im „Herren-Moden-Bazar“ des Kaufmanns Robert Keßler an der Ecke Weingasse/Borngasse eine antisemitische Hetzkampagne aus, nach der er sein Geschäft selbst angezündet haben soll, um die Versicherung zu prellen. Keßler gab unter dem antisemitischen Druck 1893 auf. Tochter Rosa starb mit 49 Jahren im Vernichtungslager Auschwitz.

Anna Lipowski – Herren- und Damenkonfektionsgeschäft
Anna Lipowski war die Inhaberin eines Herren- und Damenkonfektionsgeschäfts im Haus der Löwenapotheke in der Burgstraße. Der Schneider-Innung waren die preiswerten, in guter Qualität massenhaft produzierten, flexibel auf Kundenwünsche eingehenden Angebote jüdischer Bekleidungshäuser ein Dorn im Auge. In Zeitungsannoncen rief die Schneider-Innung dazu auf, nur bei Christen und Deutschen zu kaufen, statt bei den schachernden Hebräern. Lipowski wehrte sich im Namen der Freiberger jüdischen Textilgeschäfte. Das Ehepaar Lipowski starb am 3. September 1942 im Ghetto Theresienstadt. 

Kaufhaus Schocken
Einen großen Bekanntheitsgrad hatte das 1914 eröffnete Schocken-Kaufhaus an der Petersstraße. Das 1901 in Zwickau entstandene Warenhausunternehmen der Gebrüder Simon und Salman Schocken war der bedeutendste Kaufhauskonzern Sachsens. Insgesamt 13 Kaufhäuser gehörten zum Schocken-Konzern. Das Kaufhaus setzte mit seiner Warenvielfalt und der sozialen Absicherung seiner Mitarbeiter neue Standards. 1938 wurde das Kaufhaus Schocken arisiert und ging an die Merkur AG über.

Max Freud – Selbstständiger Handelsvertreter
Max Freud, geb. 1883 in Gutti (Schlesische Beskiden), lebte seit 1909 in Freiberg. Er konvertierte zum ev.-luth. Glauben und heiratete am 11. Dezember 1911 in der Freiberger St. Petri Wally Richter. Er war als selbständiger Handelsvertreter für eine rheinische Weinfirma tätig. Freud hatte fünf Kinder. Nach dem Tod der ersten Ehefrau 1932 heiratete er erneut. Ab 1933 wurde er als Rassejude wirtschaftlich ruiniert und immer wieder denunziert. In höchster Verzweiflung wendete er sich 1939 Hilfe suchend an den Freiberger Oberbürgermeister. Die Ehe hielt dem Druck der Judenhetze und der Gestapo nicht stand. Freud musste Ende 1939 die eheliche Wohnung verlassen und wurde 1940 in ein Judenhaus, zunächst in Freiberg, dann in Dresden eingewiesen. Dort wurde er 1941 für das Küssen einer arischen Frau als jüdischer Rasseschänder denunziert und kam daraufhin im Juli 1942 in das KZ Buchenwald. Er starb am 5. September 1942 im KZ Dachau.

Isidor  und Minna SieradzkiZigarren-, Zigaretten- und Tabakwarenladen
Isidor und Minna Sieradzki hatten in der Burgstraße 24 – der „Goldenen 24“ – einen Zigarren-, Zigaretten- und Tabakwarenladen eröffnet. Sie kamen 1909 nach Freiberg und wohnten in der Donatsgasse. Bereits vor 1933 bekam Isidor  Sieradzki antisemitische Demütigungen zu spüren. Als zugewanderter und staatenloser „Ostjude“ hatte er keine Bürgerrechte und war eines der ersten Opfer der Nationalsozialisten. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nazis musste er aufgeben. Der Tabakwarenladen war das erste jüdische Geschäft in Freiberg, das dem Druck der herrschenden Politik und den offenen Drohungen wich. Die „Goldene 24“ gehörte damals zu Freibergs ansehnlichsten Wohn- und Geschäftshäusern. Freiberger bezeichneten das Haus herabwürdigend als „Judenburg“, da es überwiegend von jüdischen Bürgern bewohnt wurde.

Erna und Ludwig Weinberg – Modegeschäft
Das Haus, Ecke Hornstraße / Erbische Straße, wurde 1896 erbaut und war schon immer ein Blickfang. Ab 1909 beherbergte es das Modegeschäft von Erna und Ludwig Weinberg. Mit dem Machtantritt der Nazis änderte sich das Leben der Weinbergs schlagartig. Nach der Reichskristallnacht 1938 mussten sie ihr Geschäft, das zuvor beschädigt worden war, weit unter Wert an Deutsche verkaufen. Der Familie Weinberg gelang die Flucht nach Kuba. Von dort aus durften sie zwei Jahre später in die USA einreisen.

Willy RosenthalGroßhandel für Schreibwaren und Spielzeug
Willy Rosenthal gründete 1930 gegenüber vom Bahnhof einen Großhandel für Schreibwaren und Spielzeug. Die Nazis zwangen ihn 1935 zur Aufgabe seines Geschäfts.

Familie Taubenschlag – Textilkaufhaus
Die Fabrikantenfamilie Taubenschlag gehörte zu den angesehensten Familien Freibergs. Abraham Georg Wolff (geb. 1879) war mit einer Tochter der Familie verheiratet und übernahm die Gardinenleistenfabrik Mayer Taubenschlag. Die Söhne der Familie fielen im 1. Weltkrieg. Abraham Taubenschlag war ein stolzer Fabrikant, für den seine jüdische Herkunft niemals eine Rolle spielte. Für ihn spielten auch jüdische Feiertage keine Rolle – die Familie Wolff war vollständig in Deutschland integriert. Wolff war 1931 aus der jüdischen Gemeinde Dresden ausgetreten und ließ sich noch im gleichen Jahr in der ev.-luth. Domgemeinde zu Freiberg taufen. Nach der Reichskristallnacht verschwanden die Wolffs aus Freiberg. Sie zogen nach Hamburg und brachten sich 1942 um. Ihre Kinder aber schickten sie zuvor noch rechtzeitig nach England.

Karl Fritz Speisebecher – Rechtsanwalt
Speisebecher wurde 1882 in Wolkenstein/Erz. als Sohn eines jüdischen Fabrikanten geboren und wurde bereits als Kind 1892 ev.-luth. getauft. Ab 1912 war er in Freiberg als Rechtsanwalt, später als  Notar tätig. Seine Praxis und Wohnung hatte er in der Kesselgasse 1a/2. Er war ein hochangesehenes Mitglied des Kirchenvorstandes der Kirchgemeinde St. Nikolai. Er starb 1926 in Freiberg.

Max und Grete PinkusWollwaren- und Trikotagenhandel Dobkowski & Co
Sohn Werner Pinkus, geb. 1926

Max und Grete Pinkus betrieben einen Wollwaren- und Trikotagenhandel Dobkowski & Co. an der Poststraße 16. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde Vater Max verhaftet. Sohn Werner musste 1938 das Gymnasium Albertinum verlassen. Er wechselte an das Jüdische Internat Coburg. 1939 verschickten ihn seine Eltern mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Er überlebte. Das Ehepaar Pinkus wurde  am 19. Januar 1942 in das Ghetto Riga deportiert und ermordet.

 

Juden in Freiberg:

  • 1849 - eine jüdische Familie
  • 1895 - 56 Juden
  • 1900 - 83  Juden
  • 1910 - 111 Juden
  • 1925 - 66  Juden

(aus: Michael Düsing (Hrg.), Glück auf, mein Freiberg!)

Jüdische Kultur

Jüdische Feste im Jahreskreis

Jüdisches Leben findet in einer „anderen Zeit“ statt. Das heißt, dass es einen anderen Kalender gibt, einen anderen Wochenrhythmus und natürlich auch andere Feste, als wir aus dem christlichen Kalender kennen.

Die jüdische Zeitrechnung befindet sich gerade im Jahre 5781. Der Beginn der jüdischen Zeitrechnung ist der aus biblischen Texten errechnete Tag der Schöpfung. Ein Jahr beginnt nicht, wie im gregorianischen Kalender, mit dem 1. Januar, sondern an einem Tag, der in der Regel im September liegt.

Damit wird eine weitere Besonderheit des jüdischen Kalenders erkenntlich: Er richtet sich vornehmlich nach dem Mond, allerdings nicht ausschließlich. Die Länge eines Mondzyklus liegt bei 29 bis 30 Tagen. Dadurch ist das Jahr um einiges kürzer als ein Jahr des sich am Sonnenzyklus orientierenden Jahres. Um dies auszugleichen wird der Kalender in regelmäßigen Abständen mit einem Schalttag, ja zuweilen sogar mit dem Einfügen eines ganzen Schaltmonats „korrigiert“. Damit „wandern“ die Feste nicht durch das meteorologische Jahr. Erntefeste bleiben jedoch in der Erntezeit (von der es in Israel übrigens mehr als eine gibt).

Auch der Wochenrhythmus ist anders als der christlich geprägte: Der Shabbat ist der freie Tag in der Woche. Er beginnt am Freitagabend mit dem Sonnenuntergang und endet am folgenden Tag ebenfalls mit dem Sonnenuntergang. Der Sonntag – an dem die meisten Menschen frei und die Geschäfte geschlossen haben – ist in Israel der erste Tag der Woche und auch der erste Tag, an dem man wieder arbeiten geht. Übrigens ist nach dem Verständnis des christlich geprägten Kalenders der Sonntag ebenfalls der erste Tag der Woche, wird aber oft durch den Arbeitsrhythmus nicht so empfunden und in Kalenderdrucken selten so dargestellt.

Wie Ihnen vielleicht beim Shabbat schon aufgefallen ist, wird auch der jüdische Tag anders gerechnet als unsere Tage. Der Tag beginnt mit dem Abend und geht dann bis Sonnenuntergang. Auch das hat mit der Schöpfungserzählung aus der Bibel zu tun: Dort wird nach jedem Tag gesagt: „es wurde Abend, es wurde Morgen, der X. Tag.“ Von dieser Tagzählung finden sich Spuren auch im christlich geprägten Kalender: So wird der Sonntag am Samstagabend eingeläutet und beginnt das Weihnachtsfest schon am Vorabend, dem Abend des 24. Dezembers.

Text: Pfarrerin Birgit Birkner

Jüdische Feste 2021

Pessachfest

28. März bis 04. April

Das Pessachfest wird im Judentum vom 28. März bis zum 04. April 2021 gefeiert und ist eines der drei wichtigen Wallfahrtsfeste, das im jüdischen Frühlingsmonat Nissan gefeiert wird. Pessach wird mit dem ersten Frühjahrsvollmond eingeleitet.

Mit den Festlichkeiten soll der Leidensgeschichte des jüdischen Volkes gedacht werden. Daran erinnern auch die sogenannten Mazzot, also die ungesäuerten Brote, die traditionell verspeist werden. Pessach wird deshalb auch als das Fest der ungesäuerten Brote bezeichnet.

Einer der wichtigsten Bräuche ist das Essen dieser Brote. Das Verbot von gesäuerten (hebräisch: Chamez) Speisen ist wichtiger Bestandteil des Pessachfestes. Untersagt ist nicht nur der Verzehr, sondern auch der Besitz ungesäuerter Speisen. Aus diesem Grund wird am Vorabend zum Pessachfest das Haus aufgeräumt und nach Chamez durchsucht. Die Funde werden anschließend feierlich verbrannt. Auch Küchenutensilien müssen durch Ausglühen oder Abkochen von Chamez-Rückständen befreit werden. In der Regel wird jedoch Geschirr verwendet, das nur für das Pessachfest vorgesehen ist.

Nach einem Synagogenbesuch wird am ersten Abend die Sederfeier begangen. Dabei handelt es sich um ein Festmahl mit der ganzen Familie, das nach genauen Vorschriften gefeiert wird. Diese sind in der Haggada (Erzählungen und Handlungsanweisungen) niedergeschrieben und besagen, dass folgende Speisen vorhanden sein müssen:

Drei Mazzot, die für das Brot der Armen stehen;

Erdfrüchte und ein Gefäß mit Salzwasser, die auf die vergossenen Tränen hindeuten;

Bitterkraut, das für die bitteren Leiden steht;

ein speziell zubereitetes Mus, das für den Lehm der Ziegelsteine aus denen die Häuser bestanden steht sowie

ein Knochen mit etwas Fleisch daran und ein gekochtes Ei, die das Pessach- bzw. das Wallfahrtsopfer symbolisieren.

Die Bedeutung des Pessachfestes entwickelte sich aus der jüdischen Geschichte. Das Fest bezieht sich auf die Zeit des Exodus, den Auszug aus Ägypten und die Flucht vor der Unterdrückung. Die ungesäuerten Speisen stehen dabei für die Hast der Israeliten beim Verlassen Ägyptens. Sie hatten keine Zeit ihre Speisen säuern zu lassen, sodass lediglich Mehl und Wasser vermengt und der Teig in der Wüste auf Steinen gebacken wurde. Durch das Verspeisen der Mazzot soll auch heute noch an diese Leiden erinnert werden.

Schawuot

17. Mai

Das jüdische Wochenfest Schawuot wird auf der ganzen Welt am 17. Mai 2021 gefeiert. Schawout ist das jiddische Wort für sieben und nimmt Bezug auf die sieben Wochen, genau genommen 50 Tage, zwischen Pessach und dem 6. Siwan, an dem Schawout gefeiert wird. Neben Pessach und Sukkot gehört Schawuot zu den drei höchsten jüdischen Festen und wird auch Fest der Erstlingsfrüchte oder Fest der Gesetzgebung genannt. An Schawuot stehen die 10 Gebote, die Moses den Menschen überbracht hat, im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden Gott am Wochenfest die ersten Feldfrüchte am Tempel dargeboten.

Jüdische Gläubige halten in der Nacht zu Schawout in den Synagogen und Toraschulen eine Nachtwache, in der in der Tora (hebräischen: "Gebot", "Weisung", "Belehrung") gelesen und bis zum Morgen gesungen und getanzt wird. Tagsüber wird die Geschichte der 10 Gebote von einem Rabbi (jüdischer Gelehrter) vorgelesen. Es ist üblich, an Schawuot Milch sowie Milchspeisen mit Honig zu sich zu nehmen. In Israel wird zeitgleich zum Wochenfest auch Erntedank gefeiert, da zu diesem Zeitpunkt die erste Weizenernte eingefahren wird.

Rosch ha-Schana

7. bis 8. September

Das zweitägige jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana dauert vom Abend vor dem 07. September bis zum 08. September 2021 und wird immer 163 Tage nach dem Pessachfest gefeiert.

Rosch ha-Schana ist neben Neujahr auch der Tag der Erinnerung beziehungsweise der Tag der Rechtfertigung und das einzige jüdische Fest, das auch in Israel zwei Tage lang gefeiert wird. Es existieren besondere Bräuche für das Feiern in der Synagoge und zu Hause im Kreis der Familie. Die symbolische Farbe des Rosch ha-Schana ist Weiß.

Der wichtigste Brauch zu Rosch ha-Schana ist das Blasen der Schofar. Dies ist ein hohles Widderhorn, dessen Klang einer Ermahnung entspricht, sich im kommenden Jahr gottesfürchtig und moralisch vorbildlich zu verhalten. Die Gläubigen rechtfertigen sich am Neujahrstag für ihr Handeln im vergangenen Jahr und erneuern den Bund mit Gott für das neue Jahr. In der Vorstellung des jüdischen Glaubens sitzt dieser auf einem Thron und hat ein großes Buch, in dem die Taten der Menschen festgehalten werden. Durch positive Einträge kann das Siegel des Lebens erhalten werden. Schlechte Vermerke können das Siegel des Todes bringen.

Roscheschone, wie das Rosch ha-Schana volkstümlich auch genannt wird, ist ein Fest der Freude und der Ehrerbietung gegenüber Gott. Nach dem Morgengottesdienst in der Synagoge wird ein Festessen zu Hause veranstaltet. Nach dem Händewaschen werden Äpfel in Honig getaucht und verzehrt. Dies ist ein Symbol für "süße", also gute Zeiten im neuen Jahr. Außerdem werden traditionell Granatapfelkerne und ein rundes Weißbrot gegessen. Letzteres verbildlicht den Jahreskreislauf und wird ebenfalls in Honig getaucht. Dazu gehört süßer Wein - ein weiteres Symbol für Freude. Das Essen eines Schafs- oder Fischkopfes soll zeigen, dass der Gläubige sich selbst kontrollieren kann.

Jom Kippur

16. September

Mit Jom Kippur wird am 16. September 2021 die Versöhnung der Juden mit Gott gefeiert. Der Tag gilt als höchster jüdischer Feiertag. Am zehnten Tag nach dem Neujahrsfest Rosch ha-Schana soll Gott das Urteil über die Menschen besiegeln, welches am Neujahrsfest gefällt wurde. Am 10. Tischri, dem zehnten Tag des siebten Monats des jüdischen Kalenders, wird also Jom Kippur beziehungsweise der Versöhnungstag gefeiert, der traditionell von Fasten und intensivem Beten begleitet wird. Den Großteil des Tages verbringen die jüdischen Gläubigen daher in der Synagoge.

Jom Kippur bildet den Höhepunkt der Bußtage und ist für alle Frauen ab zwölf Jahren und Männer ab 13 Jahren ein wichtiger Feiertag. Anders als die übrigen jüdischen Feste wird der Tag auch gefeiert, wenn er auf einen Sabbat, also auf den Ruhetag der jüdischen Woche, fällt. Zu Jom Kippur dürfen keine körperlichen Vergnügungen stattfinden. Schon kurz vor Sonnenuntergang am Vortag bis zum nächsten Sonnenuntergang darf nichts gegessen oder getrunken werden. Auch die Körperpflege, wie das Waschen oder Schminken, muss unterbleiben. Zu den an anderen Feiertagen nicht erlaubten Tätigkeiten kommt an Jom Kippur zusätzlich das Verbot sexueller Aktivitäten hinzu.

Um sich an Jom Kippur mit Gott zu versöhnen, gilt es Ordnung in die zwischenmenschlichen Beziehungen zu bringen. Juden müssen sich dazu bei allen Personen entschuldigen, die sie schlecht behandelt haben. Der Tag wird geprägt durch fünf Gottesdienste.

Ziel der Entsagungen ist es, den physischen Bedürfnissen und der materiellen Welt keine Bedeutung beizumessen und sich stattdessen mit Gebeten in der Synagoge auf die Reue und die Versöhnung mit Gott zu konzentrieren. Jom Kippur erinnert an die Zeit, in der das Goldene Kalb auf dem Berg Sinai erschaffen und das jüdische Volk Gott damit untreu wurde. Als Gott sich dennoch wieder mit den Juden versöhnte, hat er diesen Tag als Tag der Versöhnung bestimmt.

Sukkot

21. bis 27. September

Sukkot oder Laubhüttenfest ist eines der drei jüdischen Wallfahrtsfeste, es dauert vom 21. September bis 27. September. Das Fest wird fünf Tage nach dem Versöhnungstag gefeiert und dauert sieben Tage.

Auf Sukkot bereiten sich viele jüdische Familien gut vor. In den Tagen vor dem Fest sammeln sie Äste, Zweige und Palmwedel, tragen Holzlatten, Planen oder Strohmatten herbei und bauen daraus eine Laubhütte. Sie heißt auf Hebräisch Sukka und gibt dem Fest seinen Namen. Das Besondere: Ihr Dach ist so löcherig, dass die Sterne hindurch schimmern können. Die luftige Bauweise erinnert Juden daran, dass alles in der Welt vergänglich ist und dass Gott sie immer beschützt, und zwar noch viel besser als ein festes Haus aus Stein.

Quellen: Wikipedia und Kleiner Kalender


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